Wie sich ein erhöhter bzw. erniedrigter Homocysteinspiegel auf Stoffwechsel, Methylierung, Entgiftung, Hormone sowie Neurotransmitter auswirkt
Was ist Homocystein?
Homocystein ist ein natürlich im menschlichen Körper vorkommendes Stoffwechselprodukt, das während des Abbaus der essentiellen Aminosäure Methionin gebildet wird. Methionin wird über eiweißreiche Nahrungsmittel aufgenommen. Homocystein spielt im Körper eine wichtige Rolle, da es zur Produktion anderer Aminosäuren beiträgt, die wiederum für den Aufbau von Proteinen benötigt werden.
Die Messung des Homocysteinspiegels im Blut ist ein wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit. In diesem Artikel erläutere ich, welche Ursachen zu einem erhöhten oder erniedrigten Homocysteinwert führen können und welche gesundheitlichen Auswirkungen kann.
Ein ausgewogener HC-Spiegel ist entscheidend für das reibungslose Funktionieren unseres Stoffwechsels. Auch wenn wir es nicht sofort bemerken, kann ein dauerhaft hoher HC-Wert das Risiko für ernsthafte Gesundheitsprobleme wie Schlaganfälle, Thrombosen und Entzündungen erhöhen und den Alterungsprozess beschleunigen.
Ein optimaler Homocysteinspiegel liegt bei etwa 7 μmol/L und sollte weder zu hoch noch zu niedrig sein. Homocystein ist ein zentraler Faktor im Methylierungszyklus und spielt eine wichtige Rolle in mehreren Stoffwechselprozessen.
Homocystein ist notwendig für die Produktion zweier entscheidender Verbindungen: SAMe, das als Methylspender fungiert, und Glutathion, ein bedeutendes Antioxidans.
Was führt zu einem erhöhten Homocysteinspiegel?
Ein zu hoher Homocysteinspiegel kann verschiedene Ursachen haben:
Vitamin-B6-Mangel: Vitamin B6 wird benötigt, um Homocystein in Cystein und andere schwefelhaltige Verbindungen umzuwandeln. Personen mit bestimmten Stoffwechselstörungen, wie Pyrrolurie (HPU/KPU) oder einer Oxalatüberladung, haben häufig einen Mangel an B6.
Vitamin-B12-Mangel: Vor allem Vegetarier, Veganer oder Personen mit eingeschränkter Darmfunktion, die Vitamin B12 nicht richtig aufnehmen können, sind gefährdet.
Auch Biotin spielt eine wichtige Rolle beim Abbau von Homocystein (HC). Oft wird bei einem erhöhten HC-Wert von über 10 µmol/l (der Zielwert liegt bei 7 µmol/l) hauptsächlich an einen Mangel an Vitamin B12, Folsäure oder Vitamin B6 gedacht. Allerdings sollte bei einem gleichzeitigen Biotinmangel auch dieser behoben werden, um das HC effektiv zu senken.
Folatmangel: Besonders Menschen mit unzureichender Folataufnahme oder einer MTHFR-Genmutation können einen Mangel an aktivem Methylfolat entwickeln.
Nierenprobleme: Eine eingeschränkte Nierenfunktion kann zu erhöhten Homocysteinwerten führen, da der Körper Proteine nicht richtig ausscheiden kann.
übermäßiger Tee- und Kaffeekonsum
Rauchen: Erhöht das Risiko für einen hohen Homocysteinspiegel.
Medikamente: Bestimmte Arzneimittel wie Methotrexat, Phenytoin oder Carbamazepin können den Homocysteinspiegel ansteigen lassen.
Welche Folgen hat ein zu hoher Homocysteinspiegel?
Homocystein schädigt vor allem die Innenwand der arteriellen Blutgefäße, wodurch das Risiko für
folgende Erkrankungen steigen kann:
Erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer und Demenz
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle.
Erhöhtes Risiko für periphere Gefäßerkrankungen
Schädigung der Blut-Hirn-Schranke, was zu Neuroinflammation führen kann. Dies kann Symptome wie Angstzustände, Depressionen oder Hirnnebel auslösen.
Verminderte Insulinempfindlichkeit, was das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.
Reduzierter Cholinspiegel, was zu Zellschäden und erhöhtem Cholesterinspiegel führen kann.
Weiterhin kann ein erhöhter Homocysteinwert auf eine Untermethylierung der Gene hinweisen (laut dem Epigenetiker Dr. W. Walsh).
Dieser Wert sollte aber nicht alleine zur Bestimmung der Methylierung eingesetzt werden, da es wie bereits erwähnt von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Sinnvoll ist daher immer noch die Bestimmung des Histamin im Vollblut.
Mit der Bestimmung von Histamin im Vollblut wird intrazelluläres Histamin ermittelt. Dieses korreliert mit der Methylierung der Gene. Je mehr z.B. Histamin im Vollblut, desto weniger kann effektive Methylierung stattfinden. Methylierung bestimmt, wie Gene ausgelesen werden und wirkt sich auf viele Körperprozesse aus, z.B. die Entgiftung, aber auch die Produktion von Neurotransmittern und den Abbau von Hormonen. Bei einer Untermethylierung werden Gene unterdurchschnittlich aktiviert.
Was verursacht einen niedrigen Homocysteinspiegel?
Ein niedriger Homocysteinspiegel kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden:
Niedrige Proteinzufuhr: Da Homocystein aus Methionin gewonnen wird, kann eine geringe Proteinzufuhr, insbesondere von tierischen Proteinen, den Spiegel senken.
Erhöhter Glutathionbedarf: Entzündungen und oxidativer Stress erhöhen den Glutathionbedarf des Körpers, was zu einem Absinken des Homocysteinspiegels führen kann.
Geringe Schwefelzufuhr oder Schwefeleunverträglichkeit: Der Körper baut Homocystein ab, um Cystein zu produzieren, eine schwefelhaltige Aminosäure. Ein erniedrigter Homocysteinspiegel kleiner als 6 kann auf Probleme im Schwefelstoffwechsel hindeuten, vorausgesetzt man hat dem Körper ausreichend Eiweiß zugeführt. Eine unzureichende Schwefelzufuhr kann ebenfalls zu einem niedrigen Homocysteinspiegel führen.
Übermäßige Einnahme von Methylfolat oder Methyl B12: Eine übermäßige und zu lange Einnahme homocysteinsenkender Präparate kann den Spiegel zu stark absenken.
Verdauungsprobleme: Schlechte Verdauung und ein Mangel an Magensäure beeinträchtigen die Aufnahme von Proteinen und Aminosäuren.
Welche Auswirkungen hat ein zu niedriger Homocysteinspiegel?
Während ein erhöhter Homocysteinspiegel im Plasma allgemein als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt, können auch Menschen mit einem zu niedrigen Homocysteinwert gefährdet sein. Das Risiko einer Hypohomocysteinämie ergibt sich daraus, dass Homocystein eine zentrale Rolle als Zwischenprodukt bei der Umwandlung von Methionin in Cystein spielt und somit für die Bildung von Glutathion, Taurin und Sulfat notwendig ist. Bei Personen mit niedrigen Homocysteinspiegeln ist die Fähigkeit des Körpers, auf oxidativen Stress und bestimmte Giftstoffe zu reagieren, eingeschränkt.
Weiterhin kann ein niedriger Homocysteinwert auf eine Übermethylierung der Gene hinweisen (laut Dr. W. Walsh). Wie schon bei der Untermethylierung geschrieben, sollte auch dieser Wert nicht alleine zur Bestimmung der Methylierung eingesetzt werden, da es von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Sinnvoll ist daher immer noch die Bestimmung des Histamin im Vollblut. Damit wird intrazelluläres Histamin ermittelt. Dieses korreliert mit der Methylierung der Gene. Je weniger Histamin im Vollblut ist, desto stärker findet die Methylierung statt. Bei einer Übermethylierung werden Gene überdurchschnittlich aktiviert. Übermethylierer vertragen Östrogene sehr schlecht, vor allem künstliche wie die Pille. In der Regel haben Übermethylierer auch Probleme mit der Verwertung von Kupfer.
Eine unzureichende Bildung von SAMe und Cystein. Unter anderem kann dies zu Symptomen wie Histaminintoleranz, Müdigkeit, hormonellen Beschwerden, Angstzuständen und Depressionen führen.
Verringerung des Cysteinspiegels, was zu einer verminderten Produktion von Glutathion und anderen wichtigen Stoffwechselprodukten führt.
Geringe Entgiftungsleistung des Körpers, was sich auf die Gesundheit negativ auswirken kann, einschließlich der Entgiftung von Schwermetallen und Hormonen.
Symptome wie niedriger Blutdruck, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Verdauungsbeschwerden und chronische Blasenentzündungen können auftreten.
Endometriose
Diagnostik von B-Vitaminen und Homocystein
Homocystein spielt auch für die Diagnostik von B-Vitaminen eine wichtige Rolle. In meiner Praxis messe ich nur noch selten die B-Vitamine, sondern lasse deren Bedarf eher über Parameter wie Homocystein, MCH, MCV, Harnsäure etc. bestimmen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass man für die Bestimmung des Homocysteins 12 Stunden nüchtern (also ohne Essen) gewesen sein muss, sonst ist der Homocysteinwert fälschlicherweise zu hoch. Grundsätzlich sollten vor der Blutentnahme alle Nahrungsergänzungsmittel für 48 Stunden abgesetzt werden. Sollte man versehentlich vor der Blutabnahme doch etwas gegessen haben, ist es besser, die Homocysteinmessung zu verschieben, da das Ergebnis ungenau wäre und unnötige Kosten entstehen würden. Zudem muss das frisch entnommene Blut vor dem Transport ins Labor zentrifugiert werden, da sonst die Bestimmung des HC-Werts nicht korrekt erfolgen kann. Wenn die Praxis keine Zentrifuge hat, ist eine Homocysteinmessung daher nicht sinnvoll.
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