Körpertemperatur und Hormone: Warum 37 Grad so wichtig sind
- Kristina Kraemer
- 21. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Aug.

Die ideale Betriebstemperatur des Menschen
Die sogenannte Kern- oder Tagestemperatur sollte beim Erwachsenen idealerweise um 37 °C liegen und tagsüber weitgehend konstant bleiben. Morgens direkt nach dem Aufwachen (Basaltemperatur) darf sie etwas niedriger sein, sollte jedoch nicht dauerhaft unter 36,3 °C sinken.
Nach dem Frühstück und mit beginnender Aktivität sollte sich die Temperatur auf etwa 37 °C einpendeln und tagsüber halten. Abends kann sie dann wieder leicht abfallen – das ist ein Signal für den Körper, sich auf Ruhe und Schlaf vorzubereiten.
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Warum ist eine stabile Körpertemperatur so wichtig?
Die Temperatur im Körper ist wie der Taktgeber einer gut eingestellten Maschine. Viele lebenswichtige Prozesse hängen davon ab:
• Enzyme und Stoffwechselvorgänge arbeiten nur optimal in einem bestimmten Temperaturbereich. Ist es zu kalt, verlangsamen sich viele Prozesse oder bleiben ganz aus.
• Immunsystem: Fieber nutzt der Körper gezielt, um Krankheitserreger abzutöten. Umgekehrt können niedrige Temperaturen Viren und Bakterien eher begünstigen. Schon ein Grad weniger kann die Abwehrleistung um ca. 30 % reduzieren.
• Säure-Basen-Haushalt: Der Abbau von Säuren läuft am besten bei rund 37 °C. Eine dauerhaft niedrigere Temperatur kann zu Übersäuerung beitragen.
• Stressanzeichen: Eine abfallende Temperatur wird vom Körper als Stresssignal gewertet. Als Reaktion springen die Nebennieren ein und produzieren vermehrt Stresshormone wie Kortisol – langfristig kann das zu einer Erschöpfung dieser Achse führen.
• Nervensystem: Auch unsere Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit verändern sich mit der Temperatur – Kälte kann das Nervensystem „herunterregeln“ und die Empfindlichkeit gegenüber Reizen verringern.
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Heutige Realität: Viele Menschen sind „unterkühlt“
Viele Erwachsene erreichen heute tagsüber nicht mehr die klassischen 37 Grad. Durchschnittlich liegen viele bei etwa 36,5 °C oder sogar darunter. Das hat Folgen für das Wohlbefinden:
• Niedrigere Temperatur → geringerer Grundumsatz → weniger Energie und Antrieb.
• Häufig Müdigkeit, Antriebslosigkeit und das Gefühl, „nicht richtig in Gang zu kommen“.
• Stimmungsschwankungen und psychische Belastungen hängen oft eng mit einem zu trägen Stoffwechsel zusammen.
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Wichtige Ursachen für dauerhaft erniedrigte Tagestemperaturen
Es gibt verschiedene Gründe, warum die Körpertemperatur chronisch zu niedrig sein kann. Besonders häufig sind:
Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüse reguliert unseren Stoffwechsel maßgeblich. Bei einer Unterfunktion werden weniger T3 und T4 produziert, der Energieumsatz sinkt – und damit auch die Wärmeproduktion.
Nebennierenschwäche
Insbesondere ein Mangel an Kortisol kann dazu führen, dass der Körper Schwierigkeiten hat, seine Temperatur zu halten. Die Nebennieren reagieren auf Stress und helfen, kurzfristig Energie bereitzustellen. Werden sie überlastet oder erschöpfen sie sich, sinkt die Fähigkeit, die Körpertemperatur stabil zu regulieren.
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Weitere Faktoren, die die Temperatur beeinflussen können
• Ernährungsmängel: Ungenügende Zufuhr von Kohlenhydraten, Fetten oder Proteinen – insbesondere Kohlenhydrate liefern schnell verfügbare Wärmeenergie.
• Mangel an Mikronährstoffen wie Jod, wichtig für die Schilddrüse.
• Toxine und Schwermetalle (z. B. Quecksilber) können die Wärmeregulation im Gehirn stören.
• Chronische Infektionen: Manche Viren und Bakterien können die Körpertemperatur absichtlich niedrig halten, um ihr Überleben zu sichern.
• Traumata oder persistierende frühkindliche Reflexe, die das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft versetzen – der Körper schützt sich dann durch Abkühlung vor Überreizung.
• Hungersnöte oder Diäten: Durch andauernde Kalorienrestriktion senkt der Körper seinen Grundumsatz – eine Anpassung, die sogar über Generationen weitergegeben werden kann.
• Folgen von Operationen und Narkosen, bei denen die Körpertemperatur absichtlich gesenkt wurde.
• Vererbung: Eine niedrige Körpertemperatur kann auch über Schwermetallbelastungen von der Mutter weitergegeben werden.
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Worauf du achten kannst: Tipps für den Alltag
Eine gute Wärmeregulation ist kein Luxus, sondern Grundlage für Gesundheit. Um den Stoffwechsel zu unterstützen und deine Temperatur zu stabilisieren, helfen oft schon kleine Änderungen:
• Bei kaltem Wetter warme Kleidung tragen – besonders Socken und den Nierenbereich warmhalten.
• Auf warme Mahlzeiten und Getränke setzen, statt Eiskaltes zu konsumieren.
• Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und Wärmeproduktion.
• Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen unterstützt den Energiestoffwechsel.
• Stressreduktion und achtsamer Umgang mit den eigenen Grenzen, um die Nebennieren zu entlasten.
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Fazit
Die Körpertemperatur ist ein unterschätzter Gesundheitsmarker. Eine dauerhaft zu niedrige Temperatur kann sowohl Symptom als auch Ursache hormoneller Ungleichgewichte sein – insbesondere bei Schilddrüsen- und Nebennierenproblemen. Wer sich dauerhaft schlapp, unterkühlt oder antriebslos fühlt, sollte seine Temperatur mal bewusst messen – und mit Ärztin oder Heilpraktiker besprechen, ob hier eine wichtige Spur zur Ursache der Beschwerden liegt.